PROTEST UND WIDERSTAND
Wenige Wochen nach Beginn der Morde am 18. Januar 1940 war die „Geheime Reichsache Grafeneck“ nicht länger geheim. Nur vereinzelte wagten dagegen anzugehen. Gleichgültigkeit, Apathie, Furcht, aber auch stillschweigende Zustimmung waren die Reaktionen. Das Wissen um Grafeneck gelangte über Gerüchte aus den Einrichtungen, den Angehörigen der Opfer und der Bevölkerung zu den Vertretern der kirchlichen Wohlfahrt – Innere Mission und Caritas - sowie den evangelischen und katholischen Landeskirchen in Württemberg und Baden. Ihre Proteste wurden ab Mitte 1940 laut. Jedoch scheinen diese vereinzelten Proteste den Abbruch der Morde im Dezember 1940 weder herbeigeführt noch beschleunigt zu haben. Er zeigte den staatlichen und parteiamtlichen Stellen aber das vollständige Scheitern der Geheimhaltungspläne. Widerstand ging von einzelnen Anstaltsdirektoren aus, die sich den Abtransporten und Deportationen ihrer Patienten entgegenstellten. Aber auch sie blieben die Ausnahme. In einem einzigen Fall gelang es dem Leiter der Kreispflegeanstalt Fußbach/ Gengenbach im Schwarzwald, die Deportation zu verhindern, obwohl die Busse aus Grafeneck bereits auf dem Hof seiner Einrichtung standen und der Transportleiter aus Grafeneck die Auslieferung verlangte. Der Anstaltsdirektor, dem zuvor Verhaftung angedroht worden war, verblieb ohne weitere Konsequenzen in seinem Amt.